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Als Veranstalter muss man eine dicke Haut haben, denn nicht jeder ist begeistert davon, wenn etwas umgesetzt wird. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne und natürlich hat auch jede Beschwerde seine Berechtigung, sofern diese konstruktiv formuliert wird. Wichtig ist auch, wie damit umgegangen wird und in diesem Falle wurden für die folgenden Events Lösungen erarbeitet. Es gilt auch zu betonen, dass die E-Mail an den Geschäftsführer der Bäderbetriebe bzw. seit 2021 amtierenden Bürgermeister Millstatts Alexander Thoma (ÖVP) und den Altbürgermeister Johann Schuster (SPÖ) sehr einseitig formuliert ist und sich auch gewisser Klischees bedient, die so einfach nicht stimmen. Deshalb möchte ich folgend nach dem Beschwerdetext persönlich auf die vorgebrachten Punkte und den Inhalt eingehen….

Email von Sonntag, 27. August 2017 um 22:54

Sehr geehrter Herr Schuster, sehr geehrter Herr Thoma,

zunächst möchte ich mich bei Herrn Thoma für das mässigende Einschreiten am Samstag am Nachmittag bedanken, wodurch noch ein vernünftiger Aufenthalt im Strandbad Millstatt möglich war. Gleich anschließend muss ich jedoch massiv infrage stellen, wie weit Sie als maßgebliche Vertreter der Gemeinde und als Betreiber des Strandbades lernfähig oder lernwillig bei der Abwicklung dieser problematischen Veranstaltung sind? Worin besteht die Wahrnehmung Ihrer Verantwortung, einen mit vernünftigen Maßstäben leider nicht bewertbaren Veranstalter in den Griff zu bekommen bzw. in erträglichen Grenzen zu halten? Welche konkreten Maßnahmen haben Sie seit dem letzten Mal getroffen, um eine neuerliche Eskalation zu vermeiden? Waren Sie oder maßgebliche Stellvertreter zumindest kurzzeitig direkt vor Ort anwesend und haben sich persönlich ein Bild zur Erträglichkeit gemacht, oder sich Meinungen von Badegästen eingeholt?

Ich betone ausdrücklich, dass ich nicht grundsätzlich gegen diese Veranstaltung bin und ich verurteile auch die Methoden, wie sie Der Vertreter der Bundesforste beim letzten Mal angedroht hat, um die Veranstaltung abzudrehen. Mittlerweile und durch meine ungeplante “Teilnahme” am Samstag kann ich seine Beweggründe allerdings etwas besser verstehen.

Zur Schilderung des Ablaufes: Ich hatte mich mit Freunden aus Salzburg für den Nachmittag im Stranbad Millstatt verabredet und hatte vorher keine Ahnung, dass diese Veranstaltung stattfindet. Beim Betreten des Bades habe ich zwar die Lärmkulisse wahrgenommen, dachte zunächst aber noch an eine vorübergehende “Strandanimation”. Nachdem meine Partnerin zum Umziehen in den Kabinen war, berichtete sie von dem ohrenbetäubenden und schmerzerregenden Hall dort aufgrund des unerträglich aufgedrehten Basses. Auch auf der Liegewiese vor dem Sprungturm war nur sinnentleertes Wummern gegeben. In der Hoffnung auf vernunftbegabte Selbstregelung habe ich mir die Situation einige Zeit “angehört” und mich dann auf den Weg zur Lärmquelle gemacht. Ich habe versucht, dem DJ lautstark zu vermitteln, dass er meinetwegen unter Beibehaltung der Lautstärke zumindest die unerträglichen Bässe zurückdrehen möge. Mit aufgesetzten Kopfhörern und hinter die Ohren gelegten Handflächen hat er mir angedeutet, dass er mich nicht verstehen kann/will, nach nochmaliger lautstarker Vermittlung provokannt mitgeteilt, ich möge ihn nicht anschreien (hätte ich es ihm aufschreiben sollen?), mich darauf hingewiesen, dass es sich um eine genehmigte Veranstaltung handelt und mich auf den in der Nähe stehenden Veranstalter verwiesen. Auch dieser hat in ähnlich provokanter Weise nicht auf das Ersuchen reagiert, stupide den Hinweis auf die genehmigte Veranstaltung verwiesen, die ohnedies nur zweimal im Jahr stattfindet und mich stehen gelassen. Eine weitere Intervention beim Bademeister wurde mit dem gleichen Hinweis beantwortet, worauhin ich mittlerweile völlig aufgebracht den Kontakt zu Herrn Thoma eingefordert habe und mit ihm über das Mobiltelefon des Bademeisters telefoniert habe. Kurz danach war eine Reduktion des Schallpegels auf ein durchaus erträgliches Maß merkbar. Trotzdem komme ich nicht umhin, massive Kritik an der durch die Verantwortungsträger völlig laienhaften Abwicklung zu üben. Dazu folgende Punkte und Hinweise:

1) Es ist mir völlig egal, ob eine Veranstaltung genehmigt ist, sie hat sich trotzdem in einem vernünftigen, erträglichen und nicht gesundheitsgefährdenden Rahmen zu bewegen.

2) Es geht mir nicht darum (oder mittlerweile vielleicht doch?), eine der ohnedies nur mehr wenigen Veranstaltungen in Millstatt abdrehen zu wollen. Es kann aber nicht sein, dass mehrere hundert Badbesucher mit völlig grenzüberschreitendem und gesundheitsschädlichem Lärmterror zwangsbeglückt werden. Nach meiner Wahrnehmung war am Nachmittag die lärmbegeisterte Gruppe der Badbesucher in totaler Minderheit gegenüber der großen Mehrheit der Erholung suchenden Badegäste.

3) Die o.g. Mehrzahl der Badegäste hat das Strandbad zum Zweck des Badens aufgesucht und nicht um ein Konzert zu besuchen. Das dem verständlich überforderten Bademeister seitens Geschäftsführung vermittelte Argument, man könne ja in die Gemeindebäder nach Pesenthein oder Dellach ausweichen, ist lächerlich und kann ich so nicht gelten lassen. Stellen Sie beim Eingang Schilder auf, dass die Besucher an diesem Tag mit unbotmäßiger Lärmbelästigung rechnen müssen, lassen Sie die Kassierin vor Bezahlung des Eintritts jedem potentiellen Badegast ausdrücklich und ohne Verharmlosung vermitteln, womit sie an diesem Tag rechnen müssen, dann würde ich es vielleicht gelten lassen.

4) Ich wohne in Lammersdorf und mein Grundstück ist nicht besonders exponiert seeseitig gelegen. Trotz des zeitweiligen Regenfalls und Gewitters war der Schallpegel der Veranstaltung in den Abendstunden bis dorthin hörbar. Ich habe mir vorgestellt, wie es den wesentlich näher gelegenen Anwohnern bei dieser Geräuschkulisse gehen mag. Eine solch kranke Lärmkulisse zuzulassen ist weder dem Tourismus förderlich, noch zeugt sie aufgrund der massiven Gesundheitsgefährdung von Verantwortungsbewusstsein.

5) Ich wiederhole nochmals, dass es mir nicht um Fundamentalopposition zu einer mir nicht unbedingt nahestehenden Musikveranstaltung geht. Gerade in einer tourismusorientierten Gemeinde muss auf konstruktives Miteinander und nicht sture Gegensätze gesetzt werden. Nur wenn Entgegenkommen und Mäßigung signalisiert wird, darf man sich von der jeweils anderen Seite auch Verständnis und Akzeptanz in speziellen Grenzsituationen erwarten. Aus der Genehmigung einer Veranstaltung und dem Hinweis auf das ohnedies nur zweimalige Stattfinden im Jahr einen Persilschein für totale Anarchie ableiten zu lassen, ist der völlig falsche Weg.

In diesem Sinne appelliere ich an IHRE Verantwortung als maßgebliche Entscheidungsträger der Gemeinde bzw. der Bäderbetriebe, sich zukünftig nicht auf die offensichtlich nicht gegebene Vernunft von Veranstaltern zu verlassen, deren soziales Einschätzungsvermögen unter der Lautstärke ihrer Veranstaltungen schon zu sehr geschädigt wurde.

Gerne würde ich Ihre Sicht zu dieser Veranstaltung erfahren.

Freundliche Grüße…

Das Original findest du übrigens HIER als eingescanntes pdf

Vorweg möchte ich schon einmal ganz klar die Luft aus den Segeln nehmen, denn wie jede genehmigte Veranstaltung, hat sich auch ein Format wie Techno am See an behördliche Auflagen zu halten. Zu diesen zählen unter anderem Sicherheitsaspekte wie eine bestimmte Anzahl an Securitykräften vor Ort mit einer speziellen Ausbildung, das Glasflaschenverbot, Brandschutz und weitere Punkte. Darüber hinaus gibt das Kärntner Veranstaltungsgesetz einen klaren Rahmen in Bezug auf Themen wie Sperrstunde oder Lärmschutz vor. Techno am See hätte somit mit Sicherheit keine 5 Jahre überlebt, wenn auch nur einer dieser Punkte nicht ordnungsgemäß eingehalten worden wäre, medialer Skandal inklusive! Daher sind alle Vorwürfe in Bezug auf die “gesundheitsgefährdende” Lautstärke subjektiv zu sehen und haben daher absolut nichts mit einer objektiven Bewertung der Situation zu tun. Im Gegenteil, diese Beschwerde wirft mir bzw. uns ganz klar vor, dass wir uns nicht an die geltenden Auflagen halten würden und dementsprechend hat sich dieser Badegast auch vor Ort mir gegenüber verhalten.

Wenn sich eine Person bereits im ersten Eindruck als Terrorist präsentiert, der weder gewillt ist, einen Dialog zu suchen, geschweige denn daran interessiert ist den nötigen Respekt vor seinem Gegenüber zu zeigen, dann stoßt diese Person auch auf verschlossene Türen!

Das der Ärger der Person absolut gerechtfertigt ist, steht nicht zur Diskussion, aber wenn diese bereits schnaubend und mit geballten Fäusten nach dem Veranstalter verlangt und diesen einzig und allein damit konfrontiert, dass dieser unzumutende Lärm unverzüglich leiser zu drehen ist (während einer laufenden Veranstaltung), dann gibt es absolut keine Basis für einen vernünftigen Dialog. Dem zu Folge habe ich höflich und bestimmt darauf hingewiesen, dass alles rechtens ist und auch den behördlichen Bescheid vorgelegt. So wie man in den Wald schreit, so kommt es auch zurück und ich habe die Person auch darauf hingewiesen, er könne sich gerne bei der Geschäftsführung beschweren, sofern an dieser Stelle kein vernünftiger Dialog möglich ist und so kam auch ein wenig später der Anruf mit der Bitte, ich sollte die Musik ein wenig herunterdrehen, was ich auch ohne zu zögern gemacht habe. Nicht weil ich es musste, sondern weil es mir auch selbst ein Anliegen ist die Koexistenz zu leben und auch zu fördern.

Weiteres wird auch behauptet, dass die Technobesucher gegenüber den Badebesuchern in der Minderheit waren und auch hier gibt es eine klare Statistik die eindeutig belegt, dass 65% nur wegen Techno am See gekommen sind (Hierbei handelt es sich um den Durchschnittswert, auf 7 Termine gerechnet) Darüber hinaus wurde erst ab 15:00 Uhr Musik gespielt und bis Badeschluss um 18:00 Uhr war diese auch auf einem reduzierten Lautstärkeniveau von 85 Dezibel. Die sogenannten „Warm Up DJs“ in dieser Zeit, haben auch keinen Techno gespielt, sondern House, Deep- & Techhouse und dem Internet sei Dank haben wir solche Sessions auch digital dokumentiert:

Auch wird in der Mail behauptet, keiner wusste von diesem Event. Seit dem ersten Techno am See in Millstatt war es eine Vorgabe des Strandbades, dass wir Plakate drucken müssen, um in der Region darauf aufmerksam zu machen. Darüber hinaus gab es auch Presseaussendungen, die nicht nur einem Werbezweck, sondern auch der Sensibilisierung gedient haben. Das Personal an der Kassa und die Securitys wurden am Eingang speziell darauf geschult, vor der Entrichtung des Eintritts auf die Sonderveranstaltung aufmerksam zu machen, damit eben kein Badegast eine böse Überraschung erleben muss. Außerdem ist das Strandbad groß genug, das man speziell in der Zeit zwischen 15:00 und 18:00 Uhr nicht mit der Musik konfrontiert werden musste. Es gab somit ausreichend Platz für alle Gäste und speziell das Badehaus war immer ein neuralgischer Punkt, der absolut nicht von uns gestört werden durfte. Deshalb wurde die Bühne auch bei den Volleyballplätzen platziert und die Anlage in Richtung Südufer gedreht, wo es keine Anrainer gibt. Zur Hauptzeit waren beim Eingang die Bässe noch leicht zu hören und das muss einmal ganz klar kommuniziert werden, da es immer wieder Vorwürfe in Bezug auf die Lautstärke gibt.

Hinzu kommt auch noch ein gewisser Lerneffekt, denn mit den Jahren wurde auch der ein oder andere Störfaktor entschärft wie das Wummern in den Kabinen. Mittels eines DSPs (einem technischen Gerät zur akustischen Überwachung aber auch Optimierung) wurden ab 2018 alle tiefen Frequenzen unter 50Hz unterdrückt, was zu einer deutlichen Reduzierung der Lärmbelästigung im umliegenden Bereich um die Bühne geführt hat. Speziell in eine direkt davon betroffene Pension haben 2019 ein paar unserer Deejays eingecheckt. Weiteres kommen seit dem Bestehen von Techno am See sogenannte Limiter zum Einsatz, die gewährleisten, dass die behördlich vorgeschriebene Maximallautstärke einfach nicht überschritten werden kann, da wir als Veranstalter selbst wissen, dass sich speziell die Künstler*Innen am DJ Pult nicht so gerne daran halten. Zuletzt habe ich selbst entschieden das Eventangebot von zwei auf einen Termin im Sommer zu reduzieren, weil sich erstens das potenzielle Publikum auf zwei Termine aufteilt und damit verläuft, zweites weil ich selber eingesehen habe, dass wir es nicht übertreiben wollen gegenüber den Anrainern etc. Somit gab es bereits im Folgejahr nach dieser Beschwerde nur noch ein Techno am See und das war aus unserer Sicht der beste Event, den wir jemals umgesetzt haben.

Das Problem mit solchen Beschwerden ist, dass ihnen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Damit will ich nicht sagen, die Person hätte unrecht und sein Ärger wäre absolut unbegründet, im Gegenteil, ich habe ein großes Verständnis dafür und genau deshalb arbeite ich auch sehr hart an einer lösungsorientierten Veranstaltung, die sich in die Region integriert. Es gibt ein massives Bedürfnis nach einem Format wie Techno am See und als Erfolgskonzept sollte man als Region auch daran festhalten, einen Event wie diesen zu fördern. Eine Verbotskultur ist somit der absolut falsche Ansatz, aber genau das passiert gerade, weil ein Alexander Thoma nicht die ganzen positiven Entwicklungen, Vorschläge und Kompromisse sehen will, sondern einzig und alleine das Negative aus dieser E-Mail und von ähnlichen Beschwerden.

Politiker zu sein bedeutet auch, dass man unpopuläre Entscheidungen treffen muss, diese können zugunsten potenzieller Wähler gehen, aber auch zugunsten einer Veranstaltung – die polarisiert – weil sie wie jedes Event nicht nur Leute begeistert, sondern auch Gegner heranzüchtet.

Aber solange in Millstatt andere Veranstaltungen stattfinden dürfen, die als gesellschaftlich populärer angesehen werden, so lange werde ich gegen diese Missstände ankämpfen, weil wir es hier ganz klar mit einem Machtmissbrauch und einer gelebten Diskriminierung der Subkultur zu tun haben!

Februar 2022 | #derGrandits
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